DIE KAKTUSBLÜTE

Theater für Niedersachsen (TfN) Hildesheim
DIE KAKTUSBLÜTE
Pierre Barillet und Jean-Pierre Grédy (Fleur de Cactus)
Deutsch von Charles Reigner, Bearbeitung von Jürgen Wolfer (Berliner Fassung)

Julian Winston, ein Zahnarzt aus New York, ist mit der temperamentvollen und wesentlich jüngeren Toni Simmons liiert. Er kann sich nicht vorstellen, verheiratet zu sein. Deshalb erzählt er Toni, er sei seit zehn Jahren mit einer anderen Frau verheiratet und mittlerweile Vater dreier Kinder. Eines Nachts hält Toni den Druck nicht mehr aus und sie versucht, sich in ihrem Zimmer das Leben zu nehmen. Zuvor schreibt sie Julian noch einen Abschiedsbrief, um zu zeigen, wie sehr sie in ihn verliebt sei. Gerade noch rechtzeitig erscheint ihr Nachbar, Igor Sullivan, und rettet sie aus ihrem Zimmer. Igor ist Schriftsteller und wohnt erst seit einiger Zeit nebenan. Sie bittet Igor um einen Gefallen. Igor soll am nächsten Morgen in der Zahnarztpraxis anrufen und Julian mitteilen, dass sie lebt. Doch der Anruf kommt zu spät,da Julian Tonis Brief schon gelesen hat und auf dem Weg zu ihr ist. Als er sie in ihrem Zimmer sieht, merkt er erst, wie wichtig ihm Toni ist. Er will sich von seiner – nicht existierenden – Ehefrau scheiden lassen und Toni heiraten. Toni will jedoch vor der Heirat noch unbedingt diese Ehefrau kennenlernen, um ihr ein paar Fragen zu stellen. Sie hat mit der Frau Mitleid, da sie doch während der Ehe eine Affäre mit Julian hatte und sich durch die anstehende Scheidung schlecht fühlt. Julian muss nun schnell eine Frau finden, die sich für eine Stunde als seine Ehefrau ausgibt. Er überredet seine Sprechstundenhilfe Stephanie Dickinson, die Ehefrau zu spielen. Stephanie ist seit fast zehn Jahren seine Sprechstundenhilfe; sie liebt Julian, ohne dass er davon weiß. Stephanie lebt mit ihrer Familie (Schwester,zwei Neffen und ein Hund) in einer kleinen Wohnung. Am nächsten Morgen lernt Toni die angebliche Ehefrau im Plattenladen kennen. Sie unterhalten sich eine Weile über das zukünftige Leben von Stephanie. Als Toni sie nach ihren Gefühlen fragt, erkennt sie, dass Stephanie immer noch nicht die Trennung überwunden hat. Toni hat Mitleid mit Stephanie und schenkt ihr eine schwarze Nerzstola, die sie zuvor von Julian als Geschenk erhalten hatte. Toni will nun unbedingt den Freund von Stephanie kennenlernen, um zu erfahren, ob sie jemanden hat, der ihr bei der Trennung hilft. Nun muss Julian einen Mann finden, der sich als Freund seiner Ehefrau ausgibt. Harvey Greenfield, ein langjähriger Freund von Julian, willigt ein, nachdem ihm Julian einen Vorschlag gemacht hat. Harvey und Stephanie versuchen, ihre Rolle als Liebespaar so gut wie möglich vorzuspielen.Sie unterhalten sich miteinander, bis Harvey als erstes den Club verlässt. Toni fand ihn auf den ersten Blick unsympathisch und ungeeignet für Stephanie. Am Ende erfährt Toni die ganze Wahrheit über Julian und seine Lügen. Toni will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Sie verliebt sich in den Schriftsteller Igor, der ihr in der schweren Zeit sehr geholfen hat. Julian erkennt, dass Stephanie ihn liebt, und verliebt sich in sie.

Pemiere: 14.11.2015 großes Haus TfN, Stadttheater Hildesheim

Inszenierung: Karl-Heinz Ahlers
Bühne:  Andrea Jensen
Kostüme: Eva-Maria Huke
Dramaturgie: Cornelia Pook

Ensemble:
Antonia Simmons: Julia Gebhardt
Stephanie Dickinson: Simone Mende
Julian Winston: André Vetters
Harvey Greenfield: Gotthard Hauschild
Igor Sullivan: Marek Egert
Mrs. Durant / Senór Sanchez / Barmann: Michaela Allendorf
KRITIKEN:

„Ganz einfach gute Unterhaltung: Karl-Heinz Ahlers spielt im TfN mit Sixties-Charme der ‚Kaktusblüte’. […] Ahlers macht alles richtig und garantiert 150 Minuten gute Unterhaltung. Das Premierenpublikum im Stadttheater amüsiert sich köstlich und spendet lang anhaltenden Beifall. Ahlers spielt charmant und augenzwinkernd mit dem miefigen Reiz der Sechziger, benutzt ihn kokett als Stilmittel. Das Bühnenbild von Andrea Jensen schwelgt in psychedelischen Mustern, die 60er-Jahre-Kostüme von Eva-Maria Huke wirken - die Mode ist gerade wieder mal retro – cool und modern. […] Ahlers nämlich wahrt geschickt Distanz zur Vorlage: Slapstick, Situationskomik, ironische Brechungen und Kontakt zum Publikum sind die Mittel der Wahl. Mit Tempo treibt er die Handlung voran, die spritzigen Dialoge - Wortwitz wird groß geschrieben - prasseln so rasant, dass man meistens nicht dazu kommt, über die ziemlich altbackenen Moralvorstellungen nachzudenken. […] Ein weiterer geschickter Schachzug […]: Die Darsteller spielen überhöht, also übertrieben. Kein Naturalismus wie im berühmtem Film mit Ingrid Bergmann, Walter Matthau und Goldie Hawn, sondern bewusst: Sie spielen hier ,nur’ Theater. […] Ein Abend ohne Türe schlagen, Schenkelklopfen und Zoten. Dafür eine gut erzählte Geschichte mit Wortwitz, ein bisschen Romantik, unterschwellig einer Menge Lebensweisheiten und vielen Anlässen zu schmunzeln oder sogar laut zu lachen. Sehr entspannend.
(Martina Prante, Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 16.11.2015 )

Citytoday-hildesheim.de vom 15.11.2015
„Fazit: gut gemachte Komödie zum Lachen und Abschalten. An diesem Abend geht es nicht um hohen Anspruch, den Theater haben kann. Es geht um Unterhaltung, ums loslassen und um einen Abend Spaß und Freude für das Publikum. Und trotzdem steht über dem Abend ein Leitbild. Es geht um Aufrichtigkeit, um Liebe und um die Sehnsucht. Um die Sehnsucht nach der einen Person, die das Leben bereichern soll. Um die eine große Liebe, nach der alle suchen. Um Aufrichtigkeit, ohne die jede Beziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. ‚Die Kaktusblüte’, von Karl-Heinz Ahlers passgenau für die Bühne adaptiert, ist eine gut gemachte Komödie, an deren Ende die Zuschauer fröhlich und mit einem Lachen im Gesicht das Theater verlassen können. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.“
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