Kritik Hildesheimer Allgemeine Zeitung
Theater Aspik zeigt: Machtsumer lieben ihr Dorf
Veröffentlicht von Martina Prante am 8. Dezember 2017.
Hildesheim - Mit ganz viel Ho Ho schleppen die Weihnachtsmänner Geschenke in Gärten und Hinterhöfe – und bilden dazu eine Kette. Ein gemeinschaftliches Denken, das sie den Dorfbewohnern abgeguckt haben könnten. Denn dort zählen Gemeinschaft und Hilfsbereitschaft als zwei der wichtigsten Argumente für ein Leben auf dem Land – mal abgesehen von Trecker fahren, Schnaps, Ruhe und den beliebten Vergnügen.
Das zumindest erfahren die Besucher im Dorfgemeinschaftshaus von Machtsum über witzig zusammengeschnittene Interview-Ausschnitte, bevor sie sich auf den „Vorweihnachtlichen Dorfspaziergang“ machen, den Theater Aspik mit Machtsumer Bürgern und dem Chor St. Nikolaus entwickelt hat. Auch wenn sich das muntere Gehen bei der Premiere am Donnerstagabend mit fast zweieinhalb Stunden noch in die Länge zieht, wird der Spaß für Besucher und für die beteiligten Machtsumer deutlich: viel Gelächter, zustimmendes „Das kenne ich“ und eifriges Winken zwischen Publikum und Zuschauern sagen alles.
Szenische Bestandsaufnahme
Ausgangspunkt der szenisch-musikalischen Bestandsaufnahme war die Frage, ob „den Alten bei der Vereinsamung und den Jungen beim keine Pläne schmieden zuschauen“ Realität ist? Oder ob das Leben auf engem Raum und im vertrauten Rahmen nicht die Alternative zu Stress und Anonymität in der Stadt sein kann. Die Antwort an diesem Abend von Jung und Alt ist eindeutig: „Wir bleiben hier!“
Theatralisch gesehen, kommt eine Frau (Luzia Schelling) nach langer Abwesenheit zurück in ihr Dorf und schlendert Orte ihrer Jugend ab. Ihre Gedanken und Musik werden über einen fahrbaren Lautsprecher, Erinnerungen mit kleinen Spielszenen lebendig. Der Trupp von Besuchern erobert zehn Orte und wird auf dem Weg von Weihnachtmännern, dem wunderbar singenden Chor, einer Feuerwehr ohne Wasser und Fuchs und Hase, die „Gute Nacht“ sagen, erheitert.
Atmosphärisch schön die beleuchtete Kirche; die Mühle, an der sich wie von Zauberhand knarrend die Flügel in Bewegung setzen, und der vom Blätterrauschen umwehte Hofgarten, in dem – sehr klamaukig – drei Zwerge (Oliver Dressel, Arnd Heuwinkel, Godehard Langlott) auflaufen. Auch sie müssen erleben, dass ihr Schneewittchen in die Ferne gehen und studieren will.
Wie kommt der Bauer zur Frau?
Ebenso amüsant wie wahr: der Weg vom Pferd zum Trecker („der braucht kein Heu und produziert keinen Schweiß“), der Bauer, der eine Frau sucht, und Markus Langlott und Bernhard Dammeyer als Straßen-Musiker, die vor lauter Hallo-Sagen – man kennt sich auf’m Dorf – nicht zum Spielen kommen. Herrlich auch die Kneipe , die einer der Zwerge (Karl-Heinz Ahlers) aus Frust in einer urigen Garage eröffnet. Man muss es sich nur schön machen – auf dem Dorf.
„Vor dem Fest“Treffpunkt im Dorfgemeinschaftshaus. info@theateraspik.de
Von und mit: Karl-Heinz Ahlers, Florian Brandhorst,
Oliver Dressel, Arnd Heuwinkel, Luzia Schelling